Post-truth

Während der Begriff Post-Wahrheit relativ neu ist, ist das Konzept – historisch belegt – nicht unbekannt. Schon Friedrich Nietzsche argumentierte, dass der Mensch sich Konstrukte schafft, durch die er das Gute und Gerechte definiert, indem er den Begriff der Wahrheit durch den Begriff des Wertes ersetzt. Im menschlichen Willen zur Macht liegt die Grund für die Verlogenheit in der Politik, einschließlich der Unwahrhaftigkeit, Lügen, Täuschung und absichtliche Falschheit in den sozialen Medien.

Wird dies erfolgreich sein? Hannah Arendt glaubt, dass dauerhaft der Einzelne in einem defactualisierten Umfeld jeglichen Kontakt nicht nur mit seinem Publikum verlieren wird, sondern auch mit der realen Welt, die ihn immer einholen wird.

„Fake News.“

Max Weber unterscheidet Anfang des 20. Jahrhunderts zwischen Fakten und Werten. Er war überzeugt, dass Fakten durch die Methoden einer wertfreien, objektiven Sozialwissenschaft bestimmt werden können, während Werte durch Kultur und Religion abgeleitet werden, deren Wahrheit durch die Wissenschaft nicht bekannt ist. Er schreibt: „Es ist eine Sache, Fakten zu nennen, mathematische oder logische Zusammenhänge oder die innere Struktur kultureller Werte zu bestimmen, während es eine andere Sache ist, Fragen nach dem Wert der Kultur und ihren einzelnen Inhalten sowie der Frage zu beantworten, wie man sich in der Kulturgemeinschaft und in politischen Vereinigungen verhalten soll.“ 

Gemeinsames dem Phänomen der Fake News ist die Perseveration (von lateinisch perseverare, „anhalten“), welches das krankhafte Beharren, Haftenbleiben oder Nachwirken von einmal aufgetauchten psychischen Eindrücken (z. B. Gedanken oder Vorstellungen) bezeichnet. Dazu zählt auch das beharrliche Wiederholen von Bewegungen, Wörtern oder Zahlen in unpassendem Zusammenhang. Das Individuum ist nicht bereit, die eigene Ansicht zu hinterfragen. In der Psychopathologie steigert sich die Perseveration zu einem typischen Symptom bei formalen Denkstörungen.