Mit der Veröffentlichung im Bundesanzeiger am 7. November ist das „Gesetz zur finanziellen Stabilisierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Finanzstabilisierungsgesetz)“, mit dem die Bundesregierung das für kommendes Jahr zu erwartende 17-Milliarden-Euro-Defizit der gesetzlichen Krankenkassen auffangen will, in Kraft getreten.
Das Gesundheitswesen soll transformiert werden. „Vor uns liegen große Reformen. Wir brauchen wir eine große Finanzierungsreform für die GKV. Denn das, was mit dem jetzigen GKV-FinStG beschlossen worden sei, wird langfristig nicht reichen.“ Sollten sich die erhofften Einspareffekte durch die Neuregelungen nicht erreichen lassen, ist von einer noch restriktiveren Handhabung und weiteren Honorareinschränkungen auszugehen. Weiteres Ungemach droht den Praxen/MVZ bei der Einführung einer sektorgleichen Vergütung.
In Zeiten von Corona, Krieg, Migration, Energieknappheit und Inflation seinen teure und mitunter redundante Leistungsangebote nicht mehr realisierbar, so Politik und Krankenversicherungen unisono. Die Transformation hin zu einer staatlich regulierten Medizin ist der gemeinsame Nenner aller Bemühungen unserer derzeitigen Regierung. Erklärtes Ziel ist es die Beitragszahler vor steigenden Kosten zu bewahren, ohne dass sich in der „Versorgungsqualität“ etwas ändert. Dieses politische Mantra – einhergehend mit einer Stärkung der Krankenhäuser – sollte die Akteure im ambulanten Sektor hellhörig machen. Zweifel an zukunftsfesten Versorgungsstrukturen bei ambulanten medizinischen Leistungen sind berechtigt.
Protestieren, resignieren, lamentieren oder räsonieren?
Erfolgreicher Protest scheitert an der Uneinigkeit der Ärzte, Stationär kämpft gegen ambulant, Berufsverbände gegeneinander, Interessensverbände mit sich selbst. Sogar innerhalb einer Arztgruppe streiten sich unterschiedliche Fachverbände. Ein Schulterschluss zur sinnvollen Weiterentwicklung oder zumindest Erhaltung einer solidarisch finanzierbaren ambulanten Gesundheitsversorgung erscheint illusorisch. Ohne fachgruppenübergreifende Zusammenarbeit, Kooperation und Konsens ist eine politische Einflussnahme nahezu unmöglich.
Die Lösung: Optimieren!
Es wird für alle anders. Und über die Kriterien des Besseren oder des Schlechteren werden Kontroversen entstehen. Heinrich Oberreuter
Wagen wir einen Blick in die USA, deren Gesundheitswesen ebenfalls Anzeichen der Agonie aufweist. Dies lockt private Investoren auf den Plan. Der CEO von Amazon, Andy Jassy, hat das Gesundheitswesen als eine der wichtigsten neuen Prioritäten bezeichnet. „Wir denken, der Gesundheitsbereich steht auf der Liste der Erfahrungen, die neu erfunden werden müssen, ganz oben,“ so Neil Lindsay, Senior Vice President von Amazon. Digitalisierung von Prozessen und der Einsatz von KI sollen die Versorgung besser und billiger gestalten. Vieles spricht dafür, dass dieser Weg unvermeidlich ist.
Der Einnahmen-Überschuss, den Arztpraxen erwirtschaften, schmilzt von Jahr zu Jahr Größter Kostenfaktor für die Praxen sind die Ausgaben für Personal, die im Jahr 2020 fast 56 Prozent der Gesamtaufwendungen umfasst hätten. Von 2017 bis 2020 nahmen die Personalaufwendungen nach dem Zi-Praxis-Panel um 19 Prozent zu. Dazu kommen ca. zehn Prozent Miete, zehn Prozent entfallen auf Versicherungen, Wartungen und Materialkosten. 20 Prozent der Arbeitszeit schlucken Dokumentationen und Bürokratie, Qualitätssicherung, Datenschutz und Arbeitssicherheit.
Wenn es doch so spielerisch leicht ist mit einer App eine Vertragsarztpraxis aufzubauen, warum sollen von der Schließung bedrohte Arztpraxen nach dem Willen von Hamburgs rot-grüner Koalition übergangsweise von der Kassenärztlichen Vereinigung (KVH) übernommen und betrieben werden?
Futurize Digital Healthcare
Herausforderungen sind Geschenke. Bekämpfe sie nicht. Finde einfach einen neuen Weg, dich selbst zu positionieren,“ Oprah Winfrey, Talkshow-Moderatorin und Medienmagnatin
Die meisten kleineren Praxen/MVZ haben weder das Know-how noch die Mittel zum Aufbau eines patientenzentrierten und nutzerfreundlichen, digitalen Anlaufpunkts zur Gesundheitsfürsorge, Es mangelnd an theoretischen Voraussetzungen, Kenntnissen und Erfahrungen zur Nutzung digitaler Prozessoptimierung und interner sowie externer Kommunikation. Niemand kann es der Ärztinnen und Ärzten verdenken, dass sie neben der alltäglichen Arbeitslast nicht zu Digitalexperten werden. Sie glauben immer noch, dass Erfolg darauf beruht, wie sie ihr medizinisches Fachwissen anwenden und Behandlungen durchführen, anstatt über die Art und Weise nachzudenken, wie sie effektiv ihre Zeit nutzen.
Die Rahmenbedingungen bedingen nun Veränderungen von Denkweisen und Einstellungen, um einen erfolgreichen Veränderungsprozess ins Rollen zu bringen. Wir können den Wind nicht ändern, aber wir können die Segel anders setzen.