Die digitale Enthaltsamkeit der Mediziner

Vielen Ärzten wäre es am liebsten, wenn sie und ihre Praxis/MVZ überhaupt nicht in den Medien auftauchen würde. Negative Berichterstattung sei per se schlecht, positive bringe ihm nichts, so denken viele. Wie viele Unternehmer vertreten Ärzte die Meinung, es sei besser sich zu nicht zu äußern. Mediziner, die ihr Schweigen brechen sind eher die Ausnahme als die Regel. (FAZ: Das Schweigen der Unternehmer). Patienten suchen auch nach Perspektiven zukünftiger Lebenswelt und erwarten zu Recht, dass Gesundheitsdienstleister notwendige Wandlungsprozesse aktiv gestalterisch und vor allem wirksam begleiten.

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold?

Diese Haltung ist fahrlässig. Sie vernachlässigt betriebswirtschaftliche Interessen, weil Patient*innen eher zu empfohlenen Ärzten gehen und dort bereit sind, für Zusatzleistungen ein paar Euro mehr ausgeben. In Zeiten des Fachkräftemangels wird die jüngere Generation sich eher bei einer Institution bewerben, die sich als „Wunscharbeitgeber“ präsentieren. Insbesondere für die Gewinnung von Praxisassistentinnen ist das Bild der Praxis in den soziale Medien von erheblicher Bedeutung. Man sucht Arbeitgeber, die sympathisch sind.

Wer trotzdem weiter schweigen will, darf das natürlich. Er muss nur wissen, was er versäumt.

Wer sich weder in die aktive Diskussion um Gesundheitsfragen (z.b. Digitale Versorgung Gesetz) einbringt, noch eine eigene Meinung zu Zukunftsfragen erkennen läßt, darf nicht jammern, wenn künftig die Patient*innen wegbleiben, keine Initiativ-Bewerbungen vorliegen und die Tätigkeiten immer stärker reguliert werden. Digitales Fasten ist keine Lösung der Identitätskrise, die immer mehr Ärzte erreicht.

Eine Präsenz in den sozialen Medien ist kostenlos, braucht jedoch etwas Mühe und einige Zeit. „Bei mir tut sich gerade viel,“ ist eher eine Ausrede als eine Begründung. Man muss es wollen oder weiter schweigen. Die Beauftragung einer Agentur ist regelhaft keine gute Idee. Gute Agenturen sind teuer und liefern oft weniger Authentizität als die Ärzte selbst. Im Start ist es hilfreich, Inhalte (Posts) extern oder intern kuratieren zu lassen. Das lohnt sich in jedem Fall.

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Portraitfoto von Prof. Dr. med. H.-Peter Scheidel
Über Peter Scheidel

Prof. Dr. med. Peter Scheidel war von 1989 bis 2008 Chefarzt der Frauenklinik im Marienkrankenhaus Hamburg und von 2009 bis 2017 Leitender Arzt im  Mammazentrum Hamburg – 2017 ausgezeichnet mit dem German Brand Award.
Seit 2018 bietet er verhaltenes Mittun beim erfolgreichen und verantworteten unternehmerischen Handeln im Bereich der Gesundheitswirschaft