Eine dauerhafte Kultur des Respekts innerhalb einer Institution ist neben den fachlichen Fähigkeiten wichtigste Voraussetzung für die Organisation einer sicheren, effektiven und effizienten Gesundheitsversorgung. Zu diesem Schluss kommt eine Publikation aus dem Virginia Mason Medical Center: Building a Culture of Respect for People. Lynne A. Chafetz et al., NEJM Catalyst Innovations in Care Delivery, 2020.
Am Virginia Mason Medical Center führte eine mehrjährige, organisationsweite Strategie dazu, Normen und Werte sowie die zugrunde liegenden Überzeugungen, die eine Organisationskultur beeinflussen, zu identifizieren und weiterzuentwickeln. Die Aufmerksamkeit für grundlegende Verhaltensweisen führte zu erheblichen Verbesserungen im respektvollen Umgang miteinander und in der Äußerung von Dankbarkeit. Um diese „Corporate Culture“ zu erreichen, wurden alle Mitarbeitenden durch eine Reihe von Workshops eingebunden und fortlaufend über den Prozessfortschritt informiert.
Meine Meinung:
Auch wenn der Begriff Unternehmenskultur im medizinischen Bereich eher selten benutzt wird, definiert jede Institution, sei es Praxis, MVZ oder Klinik, wie Entscheidungen getroffen werden und wie gehandelt wird. Meist regeln „ungeschriebene Gesetze“ das Verhalten in Teams, sowie gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Patienten.
Häufig streben Mediziner nach einer „High Performance Culture“, ohne konkret festzulegen, was darunter zu verstehen ist. Unklarheit in den Zielen führt zu Konflikten zwischen den „Wünschen“ der Führung und dem Wissen und den Einstellungen der Angestellten. Die Bedeutung des Umgangs miteinander für den ökonomischen Erfolg wird oft unterschätzt.
Die Basis allen Erfolgs ist transparente Kommunikation von Unternehmenszielen. Was müssen wir tun, damit unsere Denkweisen und unser Handeln gemeinsamen Überzeugungen folgen und wir ein konfliktfreies Miteinander aufrechterhalten?
Fehlende oder mangelhafte Abstimmung dieser Faktoren ist häufig ein Indikator für suboptimale Loyalität gegenüber den Institutionen. Richtig verstanden ist Respekt füreinander nicht nur ein Kommunikations- sondern ein ebenso bedeutsamer Führungsansatz. Insofern kann ich der Ausführung der Autoren nur zustimmen: Gegenseitiger Respekt fördert die Leistungsfähigkeit.