Welcher Arzt besonders „gut“ ist, untersuchte eine im September 2019 vorgelegte Studie „Deutschlands beste Ärzte“, die vom F.A.Z.-Institut in Kooperation mit dem IMWF (Institut für Management und Wirtschaftsforschung) deutschlandweit mit Hilfe des Social Listenings durchgeführt wurde.
Datenbasis waren etwa 1 Million Patientenbewertungen in Internet. Hierbei wurden die untersuchten Ärzte in Hinblick auf die Patientenzufriedenheit analysiert. Für die Auszeichnung „Deutschlands Beste Ärzte“ werden nur diejenigen Ärzte näher betrachtet, für die mindestens 25 Bewertungen vorliegen. Für die Ermittlung des Rankings wurden sämtliche Aussagen zu Ärzten sowie Patientenbewertungen normiert.
Wollen Sie wissen, ob Sie dazu gehören?
„Wenn Sie Ihre Auszeichnung „Deutschlands beste Ärzte“ optimal für Ihre Kommunikation nutzen können, besteht für nur 1.900 Euro zzgl. MwSt. die Möglichkeit einer Zertifikatslizenzierung für eine Laufzeit von zwölf Monaten. Bei Ihren Patienten gewinnt Ihre Praxis so zusätzliche Reputation.“
Der Titel der Studie entspricht nicht den Tatsachen und ist bewußt irreführend. Die Studie müsste heißen: „Deutschlands bestbewertete Ärzte.“ Unehrlichkeit findet dennoch Akzeptanz, wenn Sie einen „wahren“ Unterbau hat, Statistiken sind dafür ein gut geeignetes Kommunikationsmittel.
Meine Anmerkungen:
PRO: Die Macht der Patienten spielt in der Transparenzgesellschaft eine immer größere Rolle. In Zukunft wird es durch das Internet nahezu unmöglich sein, beziehungslos zu bleiben, sich der Betrachtung und Kategorisierung durch andere zu entziehen. Noch immer haben Ärzte viel zu viel Angst vor dem Patientenfeedback und sorgen sich darum, dass dieses negativ sein könnte. Leider ist in der Konsequenz eine „digitale Enthaltsamkeit“ der ärztlichen Institutionen eher die Regel, als die Ausnahme.
Diese Haltung erweist sich zunehmend als falsch. Warum?
CONTRA: Das Prinzip „Aegroti salus suprema lex – Das Wohl des Patienten ist höchstes Gesetz“ wird in der Moderne abgelöst durch „Aegroti voluntas suprema lex – Der Wunsch des Patienten ist höchstes Gesetz“. Was tun, wenn der Patientenwunsch nicht mit dem Stand des medizinischen Wissens übereinstimmt? Wie halten Sie es mit „Alternative Heilmethoden?“ Gute Bewertungen werden Sie auch erhalten, wenn Sie dem Wunsch nach einer nicht-indizierten entsprechen.
„Everybody’s Darling, everybody’s Depp.“ In Irene Beckers Buch wird davor gewarnt, dass übertriebenes Harmoniestreben und ständige Anpassung an die Erwartungen anderer extrem unzufrieden machen und auf Dauer zum Verlust der eigenen Persönlichkeit führen. „Es geht darum eine ausgewogene Balance zwischen Harmoniebedürfnis und konstruktiver Auseinandersetzung zu finden – nicht, um zur Egozentrikerin zu werden, sondern um sich selbst treu zu bleiben und ehrliche, offene Beziehungen zu pflegen. Denn wer Konfliktsituationen meistert, statt sie zu vermeiden, wird nicht nur selbstbewusster und zufriedener, sondern auch respektvoller behandelt.“