Nur 3 Stunden produktives Arbeiten an einem 8-Stunden-Tag?

Ich war schon immer ein Morgenmensch und bin in der Regel ziemlich effizient, allerdings nur bis der Nachmittag anbricht. Nach einem reichhaltigen Mittagessen schlägt die Schläfrigkeit zu, (im Volksmund als „Schnitzelkoma“ bekannt). Mediziner nennen das postprandiale Müdigkeit. Da in meinem Job uneingeschränkte Konzentration lebenswichtig sein konnte, habe ich grundsätzlich mittags große Mahlzeiten vermieden.

Dennoch dachte ich oft, wenn ich jetzt nur eine 15-20 minütige Pause einlegen könnte, um nichts zu tun, nur zu ruhen, würde ich die restlichen Stunden des Tages leichter überstehen. Hauptsächlich lästig war das bei Ganztagsveranstaltungen, z.B, Kongresse, da die meine Aufmerksamkeit am Nachmittag deutlich nachließ. Bei eigenen Veranstaltungen habe ich immer darauf geachtet, dass der Tag in Blöcke geteilt wurde, die nicht mehr als 1 1/2 bis max 2 Stunden betrugen, gefolgt von einer 30 minütigen Pause.
Eine Zeit hatte ich eine Assistentin mit einem komplett umgekehrten Biorhythmus. Vor 10 Uhr morgens war sie kaum ansprechbar. Ab mittags lief sie dann zur Höchstform auf und Ihre Vitalität am frühen Abend hat mich komplett überfordert.

Warum schreibe ich das? Eine Studie (www.vouchercloud.com) mit fast 2.000 Vollzeit-Büroangestellten ergab, dass die meisten Menschen einen Großteil der Zeit, in der sie im Büro sind, nicht produktiv arbeiten. In einem achtstündigen Arbeitstag gestehen die Mitarbeiter*innen, dass sie durchschnittlich nur 2 Stunden und 53 Minuten produktiv gearbeitet haben.

Die Beteiligten wurden zunächst gefragt: „Sehen Sie sich während des gesamten Arbeitstages als produktiv an“, wobei die Mehrheit von 79% zugab, dass sie es nicht waren. Nur ein Fünftel, 21%, glaubte, dass sie den ganzen Tag über produktiv waren.

Die Studie fragte die Befragten dann: „Wenn Sie eine Zahl angeben müssten, wie lange glauben Sie, dass Sie während der Arbeitszeit täglich produktiv arbeiten? Die durchschnittliche Antwort über alle Befragten hinweg ergab, dass die Produktivität am Arbeitsplatz weniger als 3 Stunden täglich betrug.

„Womit haben Sie die Zeit verbracht, anstatt produktiv zu arbeiten?“

Die Befragten durften aus einer Liste möglicher Optionen auszuwählen. Mehrere Auswahlmöglichkeiten standen zur Verfügung:

  • Überprüfung von Social Media – 44 Minuten Lesen von Nachrichten-Websites – 1 Stunde 5 Minuten
  • Besprechung von arbeitsfreien Aktivitäten mit Kollegen – 40 Minuten
  • Zubereitung von Heißgetränken – 17 Minuten
  • Raucherpausen – 23 Minuten
  • Text-/Sofortnachrichten – 14 Minuten
  • Snacks essen – 8 Minuten
  • Zubereitung von Speisen im Büro – 7 Minuten
  • Telefonieren mit Partnern/Freunden – 18 Minuten
  • Auf der Suche nach neuen Stellen – 26 Minuten

„Glauben Sie, dass Sie den Arbeitstag ohne Ablenkung überstehen könnten?“

Nur 35 % bejahten die Frage. Die restlichen 65% der Befragten glaubten, dass sie es nicht könnten. Von diesen erklärten 54%, dass unproduktive Tätigkeiten den Arbeitstag erträglicher macht, so dass ihre Produktivität für den Rest des Tages „von den zeitweiligen Pausen profitierte“.

Josh Davis, Autor des Buches „Two Awesome Hours: Wissenschaftlich fundierte Strategien, um Ihre beste Zeit zu nutzen und Ihre wichtigsten Aufgaben zu erledigen“, sagte in einem Interview: „Ohne Pause an der Arbeit zu bleiben und über einen längeren Zeitraum konzentriert zu arbeiten, das ist eine wunderbare Aufgabe für einen Computer oder eine Maschine. Aber…. Wir sind biologische Geschöpfe. Ständig eine Art von Arbeit – und ein gleichbleibendes Maß an Effektivität – von unserem Gehirn zu verlangen, ist ob Sie von einem Läufer morgens und abends, bergauf und bergab immer eine gleichbleibende Geschwindigkeit zu verlangen.“

Davis‘ Forschung ergab, dass der Großteil unserer schwierigsten Arbeit in nur zwei Stunden erledigt werden kann – einem Zeitraum, den er „Spitzenproduktivitätsfenster“ nennt. Er fordert die Mitarbeiter auf, diese Zeit aufmerksam zu nutzen.

www.youtube.com/watch?v=bwpokxg–kA

Der Schlüssel zur Leistungsfähigkeit ist leider oft nicht unser Verstand, sondern die menschliche Biologie.

Nach einem Artikel von Caroline Forsey im HubSpot Marketing Blog und der vouchercloud Studie: How Many Productive Hours in a Work Day? Just 2 Hours, 23 Minutes…

https://www.vouchercloud.com/resources/office-worker-productivity

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Portraitfoto von Prof. Dr. med. H.-Peter Scheidel
Über Peter Scheidel

Prof. Dr. med. Peter Scheidel war von 1989 bis 2008 Chefarzt der Frauenklinik im Marienkrankenhaus Hamburg und von 2009 bis 2017 Leitender Arzt im  Mammazentrum Hamburg – 2017 ausgezeichnet mit dem German Brand Award.
Seit 2018 bietet er verhaltenes Mittun beim erfolgreichen und verantworteten unternehmerischen Handeln im Bereich der Gesundheitswirschaft