Ziemlich viel Meinung, für so wenig Ahnung

Diesem Phänomen liegt ein psychologischer Effekt zugrunde, den die Forscher David Dunning und Justin Kruger im Jahr 1999 entdeckten und der seitdem ihren Namen trägt.
Dunning und Kruger haben herausgefunden, dass sich Menschen umso stärker überschätzen, je weniger Ahnung sie von einem Thema haben. Oder um es deutlicher auszudrücken: Je weniger ich weiß, desto überzeugter bin ich von meiner Meinung!

The whole problem with the world is that fools and fanatics are always so certain of themselves, and wiser people so full of doubts.”

Bertrand Russel

Im Umkehrschluss bedeutet der Dunning-Effekt: Je mehr Erfahrungswissen besteht, umso größer die Unsicherheit bei Ratschlägen und Entscheidungen.

Streng genommen liefert der Dunning-Effekt ja nur den Beweis dafür, dass eine markante und zuweilen „laute“ Äußerung der eigenen Meinung, beispielsweise auf sozialen Plattformen wie Facebook, nicht zwangsläufig bedeutet, dass die dort unterbreitete Aussage der meist selbsternannten Experten hält, was sie auf den ersten Blick verspricht.

Denn Expertenstatus verleiht man sich nicht selbst, sondern dieses Prädikat vergibt der „Markt“, die Menschen, die ein Angebot wertschätzen und in Anspruch nehmen. An Stelle des Wissen spielt im Markt heute die Persönlichkeit und ihre Wahrnehmung eine entscheidende Rolle. So erreichen Menschen weltweite Aufmerksamkeit mit ihrer Meinung, ohne wesentlich Ahnung zu haben.

Im Alltag ist es immer schwieriger geworden ein vertieftes Wissen zu besitzen. Die Komplexität eines Themas hält uns nicht davon ab, eine Meinung zu haben. Erfahrungs- und Fachwissen wird zunehmend ignoriert. So entsteht eine Meinung, die unter Umständen weit entfernt ist von der eigentlichen Frage-/Problemstellung.

Warum funktioniert die Orientierung an Experten nicht mehr?

Einerseits weil sie sich regelhaft selbst widersprechen und andererseits weil es keine schnelle Antwort auf schwierige Fragen gibt. Entscheidend ist allerdings, dass die Bereitschaft Expertenrat zu folgen abnimmt, wenn er der eigenen Meinung widerspricht,

Wissenssuche ist der Eintritt in ein Labyrinth in dem der Ausgang ungewiss ist. Das Verharren im Irrgarten blockiert das Handeln. Das ist ein Grund, warum die Politik offensichtlich seit vielen Jahren an den Menschen vorbei regiert und -kommuniziert. Handeln in Ungewissheit ist eine Herausforderung, die Mut und Entschlossenheit erfordert. Leider gibt es dazu nur eine Alternative: Stillstand.

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Portraitfoto von Prof. Dr. med. H.-Peter Scheidel
Über Peter Scheidel

Prof. Dr. med. Peter Scheidel war von 1989 bis 2008 Chefarzt der Frauenklinik im Marienkrankenhaus Hamburg und von 2009 bis 2017 Leitender Arzt im  Mammazentrum Hamburg – 2017 ausgezeichnet mit dem German Brand Award.
Seit 2018 bietet er verhaltenes Mittun beim erfolgreichen und verantworteten unternehmerischen Handeln im Bereich der Gesundheitswirschaft