Die auf der Grundlage der Daten für 2019 aktualisierte Ausgabe der gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung belegt, die Gesundheitswirtschaft war erneut ein entscheidender Wachstumstreiber für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Die zentralen ökonomischen Kennzahlen der Gesundheitswirtschaft wiesen im Vergleich zur Gesamtwirtschaft überdurchschnittliche Wachstumsraten auf, obwohl der Fachkräftemangel in der Gesundheitswirtschaft bereits spürbar war.
Seit März 20202 müssen Praxen/MVZ die wirtschaftliche Situation neu bewerten und sich den ständig wechselnden Bedingungen anpassen, um in der Corona-Krise steuerbar zu bleiben. Die unerwartete und beispiellose Pandemie konfrontiert uns mit den Folgen nie dagewesener Maßnahmen, welche mit den Ziel die Ausbreitung des Virus einzudämmen zu völlig unerwarteten Auswirkungen auf die Inanspruchnahme von Krankenhäusern, Praxen/MVZ und anderen medizinischen Dienstleistungen geführt haben.
New Normal
In der Folge werden soziale, ökonomische, medizinische, ethische, sexuelle, rechtliche, sowie familiäre, technische und ästhetische Aspekte unsere Lebensform und die kulturelle Praxis von Gemeinschaft verändern. Eine seriöse Vorhersage wie stark sich die einzelnen Bereiche, die sich wechselseitig verstärken, organisieren, verdrängen oder abschwächen können, auf unsere Beziehungen auswirken werden ist unmöglich.
Wie das «New Normal» gestaltet werden soll, beschäftigt nicht nur Organisationen des öffentlichen Sektors, sondern auch Unternehmen der Gesundheitswirtschaft. In dieser Situation werden betriebswirtschaftliche und strategische Zielsetzungen teilweise oder gar nicht erreicht.
Ca. jeder dritte Leistungserbringer beklagt Liquiditätsengpässe infolge der Krise. Das potenzielle Ansteckungsrisiko und besondere Hygienestandards mindern die Zuversicht angstfrei körpernahe medizinische Dienstleistungen in Anspruch nehmen zu können. Selbst spezialisierte Zentren berichten über nicht wahrgenommene Termine von Menschen mit akuten oder chronischen Erkrankungen. In dieser Phase ist jede Unterstützung willkommen, um ohne größeren Schaden aus dieser Krise zu kommen. Es gilt sich in kurzer Zeit auf die neue Situation einzustellen und so von den negativen Folgen der Veränderung verschont zu bleiben, bzw. eventuell im Wettbewerb sogar zu profitieren, um gestärkt aus der Krise zu kommen.
Oft fühlen sich die Verantwortlichen noch in den vorhandenen Strukturen gebunden und sind verunsichert, wie sie mit dem emotionalen Aspekt, der für ihr Klientel und die MitarbeiterInnen mit den coronabedingten Veränderungen einhergeht, umgehen sollen. Praxen/MVZ die ein gutes Zuweisermanagement betreiben und in leistungsstarke Netzwerke eingebunden sind, kommen meist ohne Probleme über die Runden.
Die Bedeutung des Internets
Aufgrund der Kontaktbeschränkungen in der Pandemie nutzen viele Menschen das Internet noch intensiver. Wenige Institutionen der Gesundheitswirtschaft haben erkannt, wie bedeutsam die sozialen Medien für die Beziehungspflege geworden sind und in welcher Form sie sich mit Informationsmodellierung und Bereitstellung von konkreten, nutzerspezifischen Informationen in die aktuelle Diskussion um Transparenz in Gesundheitsfragen einbringen können. Noch weniger haben ihre Prozesse und ihre digitale Kommunikation, insbesondere ihre Webseiten den geänderten Anforderungen angepasst. Zwar wird die Notwendigkeit der Steigerung digitaler Kompetenz akzeptiert, ohne Verwirklichungsvorsatz bleiben jedoch gedankliche Vorwegnahmen von zukünftigen Zuständen bestenfalls Wunschdenken. Wer mit der Bewältigung der Gegenwart voll ausgelastet ist, hat wenig Lust, sich mit Zukunftsfragen zu beschäftigen.
Corona deckt schonungslos bestehende Defizite auf, die in Zeiten wirtschaftlichen Erfolgs tolerabel erschienen. Gerade für größere Einheiten erweisen sich die zahlreichen Veränderungen der Rahmenbedingungen als unerwarteter Störfaktor und führen zur Einschränkung der Handlungsfähigkeit. Eine drohende Gefahr nicht sehen zu wollen, die Augen vor unangenehmen Realitäten zu verschließen oder bestimmte Tatsachen einfach nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen, das ist das größte Risiko, welches es zu vermeiden gilt. Mit der Einstellung:„Solange noch ausreichend Wasser unter den Kiel ist, muss ich meinen Kurs nicht ändern,“ wird das eine oder andere Unternehmen auf Grund laufen.
Was tun?
1. Nutzen sie Freiräume für eine digitale „Lernkultur“, um die unausweichlichen Transformation analoger Prozesse mit Kenntnis und Aufmerksamkeit einzuleiten.
„Digital bietet eine einzigartige Gelegenheit, während der Fahrt zu lernen, also bereiten Sie sich mit Ihren Teams auf diese Verschiebung vor und ermöglichen Sie es, mit dem zuverlässigen Betriebsmodell wie gewohnt zu arbeiten.“
St.John Dunne, Experte für digitales Marketing
2. Etablieren Sie eine Feedback-Kultur, um Bindungen, Beziehungen und Kooperationen aufrecht zu erhalten. Öffnen Sie sich der internen und externen Kritik, um Fehler zu erkennen. Das fördert die Kreativität im Team und damit Innovation bei der Suche nach Antworten.
3. Kommunizieren Sie nicht nur was Sie tun, sondern wie Sie es tun. Länder, welche am erfolgreichsten mit der Krise umgegangen sind, wurden von Frauen geführt, die mit Sorgfalt und Einfühlungsvermögen einen kooperativen Ansatz verfolgt haben. Diese Fähigkeiten – stereotyperweise als „weiblich“ beschrieben – haben es ihnen offenbar ermöglicht, auf wissenschaftliche Expertise zu hören, mit lokalen Behörden zusammenzuarbeiten und effektiv mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren.
4. Schaffen Sie Transparenz bei Zielen und deren Bedeutung, um die Anstrengungen für alle sichtbar zu machen und damit das Vertrauen in die Zukunftssicherheit zu erhöhen.