Vom Nutzen und der Nützlichkeit

Es liegt nahe begrifflich „Nutzen“ (Benefit) mit „Nützlichkeit“ (Utility) zu verwechseln. Aristoteles war der Meinung, der redliche Mensch unterscheide sich vom unredlichen darin, dass der redliche Mensch sagen könnte, wovon er redet. Das setzt voraus, dass er Begriffe definieren und korrekt anwenden kann. Nicht immer erfolgt die fehlerhafte Anwendung aus Unwissen, oft in manipulatorischer Absicht.

Wenn im Internet von Nutzen gesprochen wird, so entspricht dies oft dem Begriff der Nützlichkeit oder Brauchbarkeit. Bewußt oder unbewußt übernehmen Texter diese Fehlinterpretation, weil es einfacher ist über die Nützlichkeit (Utility) eines Produkts (z.b. Staubsauger mit neuer Saug-Technologie) Nachfrage zu induzieren. Oft saugt das neue Produkt nicht spürbar besser als das alte und bietet auch keine vereinfachter Handhabung. Nützlichkeit entsteht aus kleiner Staufläche, ausziehbarem Handgriff o.ä. 

Benefit

Damit ist der Benefit (Nutzen) für den Kunden marginal. Benefit müsste also nicht mit Nutzen, sondern mit Vorteil übersetzt werden. Bei einem Premarketing-Treffen mit Experten wurde uns als Besonderheit eines Drainagesystems die von Hand gefertigten Öffnungen vorgestellt. Die Marketingmanager waren schwer enttäuscht als die anwesenden Operateure unisono erklärten, wie die Löcher in den Schlauch kommen sei unerheblich. Es sage weder etwas über die Brauchbarkeit noch über Vorteile der Drainage aus. Das hat den Herstellen nicht davon abgehalten, später mit „handgefertigten Drainageöffnungen“ zu werben.

Zur effektiven und nachhaltigen Kommunikation im Internet sollte der subjektive und objektive Vorteil eines Produkts oder einer Dienstleistung vor der Brauchbarkeit differenziert  im Focus der Inhalte stehen. Auch bei Dienstleistungen sollte die Kommunikation von Nutzen im Vordergrund stehen. Convenience z.B kann ein echter Vorteil sein auch wenn der Benefit sehr subjektiv ist.

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Portraitfoto von Prof. Dr. med. H.-Peter Scheidel
Über Peter Scheidel

Prof. Dr. med. Peter Scheidel war von 1989 bis 2008 Chefarzt der Frauenklinik im Marienkrankenhaus Hamburg und von 2009 bis 2017 Leitender Arzt im  Mammazentrum Hamburg – 2017 ausgezeichnet mit dem German Brand Award.
Seit 2018 bietet er verhaltenes Mittun beim erfolgreichen und verantworteten unternehmerischen Handeln im Bereich der Gesundheitswirschaft